Zither *)

Die Zither ist ein Zupfinstrument und zählt zu der Familie der Saiteninstrumente (Chordophone). In seinen Ursprüngen ein Volksmusikinstrument der Alpenländer, hielt sie im ausgehenden 19. Jahrhundert Einzug in die Salons des europäischen Bürgertums. Nach den Weltkriegen wurde die Bauweise der Zither weiterentwickelt, bis hin zu dem heutigen Konzertinstrument in historischen Aufführungen und in der zeitgenössischen Musik. In der instrumentenkundlichen Bedeutung bezeichnet Zither allgemein ein Saiteninstrument mit einem Saitenträger, der entweder zugleich als Resonanzkörper fungiert oder an dem ein separater, abnehmbarer Resonanzkörper befestigt ist.

Geschichte
Der Hebräer Jubal, dessen Alturgroßvater Kain war, wird in der Bibel als der Urvater aller Zither- und Flötenspieler bezeichnet (Gen 4,21 EU). Der Ausdruck Zither geht auf das griechische Wort Kithara zurück. Im Deutschen tritt es im 17. Jahrhundert in den Formen Cyther und Zitter auf, dies bezeichnete aber zunächst die lautenartige Cister (oder auch Cyster).

In der Frage der Herkunft des Instruments gehen die Meinungen auseinander. Fest steht lediglich, dass auch schon die antiken Griechen einen Vorgänger der Zither, das Monochord, kannten. Aus dem europäischen Raum gelten das mittelalterliche Scheitholt und das Psalterium als Vorläufer der Zither. Ebenso sind viele Formen dieses Instruments in ganz Asien zu finden, so zum Beispiel in China die Qin und Guzheng, im Iran der Santur, in Japan die Koto oder in Vietnam die Tranh. Die Kannel oder Kantele in Skandinavien und im Baltikum sind ebenfalls regionale Ausprägungen der Zither.
Zither als systematischer Fachbegriff der Instrumentenkunde

"Zither" ist in der Hornbostel-Sachs-Systematik ein Oberbegriff für einfache Chordophone, die entweder allein aus dem Saitenträger mit darüber gespannten Saiten bestehen oder die einen zusätzlichen Resonanzkörper besitzen, der vom Tonerzeugungsapparat von der Konstruktion her unabhängig ist. Im Sinne einer populärwissenschaftlichen Instrumentensystematik versteht man unter Zither eine Gruppe von Instrumenten, Zupfinstrumente mit Saiten, deren Korpus aus einem flachen Kasten besteht (bei einigen außereuropäischen Formen auch nur aus einem Brett) und mit einer Anzahl Saiten, die parallel zur Oberfläche des Kastens verlaufen, bespannt sind, dazu gehört z. B. das Psalterium. Weitere Untergruppen dieser Instrumente bilden zum Beispiel die Wölbbrettzither und das Hackbrett.
Die alpenländische Zither
Zitherspieler beim Stimmen, vor 1850 im Ausseerland, Steiermark

Eine der frühesten Beschreibungen eines Zither-Instruments im Alpenraum stammt von dem Schweizer Thomas Platter (* 1499 im Wallis). Er berichtet, er habe sich in seiner Jugend Saiten auf eine Schindel gezogen, einen Steg darunter gemacht und die Saiten mit den Fingern angerissen. In "Syntagma musicum" (1619) von Michael Praetorius wird ein Instrument dieser Art unter dem Begriff „Scheit- oder Stückeholz“ erwähnt. Ein auf das Jahr 1675 datiertes Instrument aus Brixen hat die Form eines langen Rechtecks, zwei Spiel- und zwei Begleitsaiten und ein Griffbrett mit 14 Bünden. Erst zum Ende des 18. Jahrhunderts setzen lebhafte Anstrengungen zur Modernisierung des Instrumententypus ein, schwerpunktmäßig im Salzburger Raum und in Mittenwald.

Entscheidend für die Erfolgsgeschichte des Instruments im 19. Jahrhundert wurde Johann Petzmayer. 1803 in Zistersdorf geboren, wuchs er in Wien als Sohn eines Gastwirts auf und erlernte zuerst das Spiel auf der Violine, mit 16 Jahren dann auch auf der Zither. Seine Zither umfasste drei Melodie- und 15 Begleitsaiten und war das bevorzugte Instrument auf seinen ausgedehnten Konzertreisen. Auf seiner zweiten „Deutschlandtournee“ 1836/37 hörte ihn der bayerische Herzog Max in Bayern, der Petzmayer daraufhin als Privatlehrer anstellte und ihm 1838 den Titel „Kammervirtuose“ verlieh. Im selben Jahr veröffentlichte Nikolaus Weigel (aus Giesing bei München) seine Theoretisch-practische Zitherschule. 1838 begleitete Petzmayer Herzog Max auf einer Orientreise über Italien und Griechenland, um König Otto zu besuchen. In Ägypten musizierte er am Fuße der Pyramiden und komponierte auf einer Schiffsreise nach Assuan den Walzer „Nilfahrt“. Die Liebe zum Folkloristischen während der Biedermeier-Zeit bewirkte eine Blüte der Zither in Mitteleuropa, mit Entwicklung hin zu einem bürgerlichen Saloninstrument ("Das Klavier des kleinen Mannes"). Schließlich wurden im ausgehenden 19. Jahrhundert Instrumente in hohen Stückzahlen hergestellt und weltweit exportiert, während sich in ganz Deutschland "Zither-Vereine" gründeten, von denen einige noch heute bestehen.

Instrumententechnisch wurde der bisherigen Diskantzither 1851 durch Georg Tiefenbrunner eine sogenannte Alt- oder "Elegie"-Zither zur Seite gestellt, ein Instrument mit verlängerter Mensur und veränderter Stimmung (1 Quarte tiefer). Die erste Konzertzither der heutigen Bauform mit verlängerter Mensur wurde 1862 von Max Amberger in München gebaut. Um 1930 schuf Adolf Meinel sen. in Markneukirchen eine Quintzither (1 Quinte höher) und eine Baßzither (1 Oktave tiefer).

Die letzten großen Neuerungen des Zitherbaus fanden im 20. Jahrhundert statt, vor allem durch die Entwicklung einer Zither "in Psalterform" durch Ernst Volkmann (Ingolstadt). Volkmann ließ seine Kenntnisse vom Geigenbau einfließen. Durch den Einsatz einer gespannten Decke für den Korpus, sowie durch die teils enorme Verlängerung der Mensuren verlieh er seinen Instrumenten einen kräftigen, sich durchsetzenden Klang, der vor allem für die Interpretation von barocken Transkriptionen und zeitgenössischer Musik von Vorteil ist. Ernst Volkmann reagierte mit seinen durchgeführten Veränderungen auf die Weiterentwicklung der Spieltechnik, der Literatur und auf die veränderten Bedürfnisse professioneller Spieler. Zahlreiche Instrumentenbauer griffen seine Bauweise auf und entwickelten sie auf ihre Art weiter.


*) Wikipedia